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Reise in vergangene Zeiten

  • susannejeschke
  • 25. Feb. 2017
  • 2 Min. Lesezeit

Rostiger Nagel

Sedlitzer See, Lausitz

Ich wollte schon immer mal den rostigen Nagel sehen. Ich bin gespannt ob meine Hände danach rostig sind. Mich haben die Geometrien und der Ort angemacht. Wir fahren los.

Es ist kalt und feucht.

Er ist riesig hoch. 30 Meter. Aus rostigem Stahl. Aber die Haptik ist gestört. Er fässt sich glatt an. Keine rostigen Hände. Es ist irgendein bestimmter besonderer Stahl - nichtrostend. Die Geometrie ist genial. In jeder Etage die man ersteigt, findet man neue Formen und Linien, die sich vermischen mit der Landschaft. Es ist ein Objekt zum Spielen mit dem eigenen Blick.

Der Stahl und die Größe soll die Erinnerung an den Braunkohletagebau herstellen. An die riesigen Maschinen und die dreckige Arbeit. Schade nur, das dies von Münchnern umgesetzt wurde. Ich bin enttäuscht an diesem Ort der Ostgeschichte keinen Ostbauer gefunden zu haben.

Die Gegend fühlt sich an wie das Leipziger Umland. Neu aufgeforstete Wälder, neue Wasserstraße zum füllen der Seen. Der Wald gefällt mir, die jungen Bäume, das unfertige Leben. Wir treiben uns noch ein bissl im Wald rum.

Es ist kalt. Ich brauch was warmes. Im Ort war eine Gastwirtschaft. Sie ist offen. Ich frag ob ich Kaffee haben kann. Klar. Ich kann ihnen einen Pott machen. Im Gastraum gibt es keine Heizung. Er ist groß. Dafür sehe ich einen offenen Kamin. Wir setzen uns direkt daneben. Die Wirtin macht uns den Tisch noch schick. Ich meine das brauche sie nicht. Sie möchte. Wir schwatzen. Sie erzählt uns von früher. Als hier noch viel los war und viel gefeiert wurde. Als der große Saal immer voll war. Jetzt ist nichts mehr los. Nur noch die Frauen zum Frauentag, aber die machen richtig Party, das müsse ich mal sehen. Das macht Spaß. Den Saal will ich nun logisch auch sehen. Traumhaft. Alles sieht aus wie früher. Es wird Tischtennis gespielt. Die Männer aus dem Dorf. Die Wirtin ruft quer durch den Saal, ob denn das Licht im Klo an ist? Jaja. Somit wissen jetzt auch alle wo ich grad hin will. Blicke. Ich komme mir vor wie eine Außerirdische und irgendwie bin ich das hier wohl auch. Auf dem Klo gibt es logisch auch keine Heizung und warm Wasser. Ein Öli hilft. Im Saal sind die fetten Berliner Öfen angeheizt. Ich illere durch den Lüftungsschlitz. Das Ofenrohr glüht. Traumhaft.

Ich trinke meinen Pott.

Wir machen los.

Ich hab vergessen zu fotografieren.

Zu Hause wartet schon selbstgemachte Pizza auf uns. Ich freue mich darauf.

 
 
 
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